Die Orgel
Der Bauvertrag von 1717 für eine Orgel enthielt neben den acht Registern, deren Namen in der sogenannten Disposition festgelegt sind und den notwendigen Blasebälgen auch die Materialien und die Transportformalitäten. Bei der Orgel handelte es sich um eine für die dörfliche Region übliche Ausführung. Sie war einmanualig und verfügte noch nicht über ein Zungenregister. Nach einer Bauzeit von vier Jahren wurde die Orgel am ersten Adventsonntag 1721 eingeweiht. Die Kosten beliefen sich auf 215 fl.
Für die Orgel wurde eine spezielle Registrieranweisung erstellt, die für Hessen und die hiesige Region sehr selten ist und heute in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek aufbewahrt wird.
Orgelbauer war Johann Christian Dauphin aus Kleinheubach. Dauphin war seit 1714 Hochgräflicher Erbacher Orgelbauer. Als größte und bedeutendste Orgel, die von ihm erbaut wurde, ist die Orgel im Walldürn mit 32 Registern auf drei Manualen und Pedal von 1713 zu nennen. Dauphin wurde 1682 in Thüringen geboren und erlernte das Orgelbauerhandwerk bei Friedrich Wender in Mühlhausen (Thüringen). Durch seinen Lehrmeister hatte Dauphin Kontakt zu Johann Sebastian Bach.
Die Versilberung bzw. Vergoldung der sichtbaren Orgelpfeifen wurde im Rahmen der barocken Ausmalung des Kirchengebäudes durch die schon erwähnten Maler Seitz, Reis und Reissner 1764 durchgeführt. Die Aufwendungen für diese Ausschmückung beliefen sich auf insgesamt 16 fl u. 30 xr.[1]
1784 wurde, im Rahmen einer Orgelreinigung ein Pedalregister von Conrad Zahn aus Großostheim angefügt und das Pedal 1820 durch Gottlieb Dietz aus Zwingenberg auf zwei Register erweitert.
Anlässlich einer umfangreichen Reparatur wurde die Orgel 1840 durch Bernhard Dreymann aus Mainz grundlegend verändert. Im Rahmen der Innenrenovierung, ersetzte die Kgl. Bayr. Hof-Orgel- & Harmoniumfabrik Steinmeyer aus Oettingen 1912 das Orgelwerk und passte sie dem Prospekt von Dauphin an, der erhalten blieb, so dass das äußere Bild der Orgel sich nicht änderte.
Anlässlich einer Grundreinigung erhielt die Orgel 1982 neue Prospektpfeifen durch die Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke.
„Im Rhein-Main-Gebiet existieren mithin nur noch wenig Steinmeyer-Orgeln, von denen lediglich vier noch weitgehend original sind ... Die ganz unveränderte Hergershäuser Orgel habt deshalb einen besonderen dokumentarischen Wert.“ [2]
[1] S. Anm. 7; Kirchenführer der Evangelischen Gemeinde Hergershausen; Hergershausen 2003.
[2] Martin Balz, Die Dauphin-Orgel in Hergershausen und die für sie bestimmte Registrieranweisung. In: Acta Organologica Band 31; Kassel 2009; S. 149 – 162.